Projekte mit Nyiramilimo

Schwerpunkte der Ecofarming Tätigkeiten über die letzten Jahre

Gemeinsam mit dem Verein Nyramilimo hat FÖLT über die letzten Jahre verschiedene Projekte mit unterschiedlichen Schwerpunkten durchgeführt.

Ging es zu Anfang um die ökologisch ausbalancierte Sicherung der Grundversorgung der Bäuer:innen mit der eigenen Parzelle, kam mit dem Kredit für eine Ziege pro Hof die Möglichkeit der organischen Düngung zur Produktivitätserhöhung. Parallel waren immer Fruchtwechsel sowie Bäume und höhenlinienparallele Hecken Kernbestandteil eines jeden Projektes.

Weiterhin entwickelte sich beispielsweite eine Initiative für die Einrichtung einer Zimmermannswerkstatt zur vor Ort-Nutzung des angebauten Holzes, in der Jugendliche in der Holzbearbeitung und Möbelschreinerei ausgebildet wurden. Daneben wurde eine Bienenzucht unterstützt, um die Befruchtung zu Unterstützen und mit dem Honig Zusatzeinkommen für die Bauernfamilien zu generieren.

Ein verheerender Erosionsschaden nach intensivstem Regenfall führte zu einem Projekt von Nyramilimo mit IFEU für ein Wasserauffangbecken.

Im Zentrum standen immer nachhaltiges Ecofarming zur langfristigen Existenzsicherung der Bauernfamilien, die in der Regel nur über Kleinsthöfe zwischen 0,5 und 2 ha verfügen und gerade genug erwirtschaften, um ihre meist großen Familien zu ernähren.

Mischkultur von Bohnen und Sonnenblumen
Mischkultur von Bananen, Mais und Bohnen (rechts)

Neue Wege mit jahrhundertealter Tradition für unser neues Projekt

Unser aktuelles Projekt mit unserem Partnerverein Nyaramilino in Gikonko basiert auf unserer gemeinsamen Ecofarming- und Agroforst-Erfahrung und Erfolgen und bringt eine jahrhundertealte Tradition der Kuhaufzucht in den Familienbetrieben als begleitendes Element mit ein.

Dem Projektentwurf gingen intensive Vorüberlegungen voraus, denn die Dinge sind komplex:

Für Familienbetriebe sind Kühe und ihre Anschaffung unter der Voraussetzung eines nachhaltigen Ecofarming-Betriebs eine Herausforderung, denn sie benötigen große Futtermengen, die die kleinen Farmen zusätzlich anbauen müssen. Kleinere Nutztiere wie z. B. Ziegen lassen sich dagegen – gerade in einem agroforstlichen Betrieb – mit reichlich Grünschnitt von Bäumen und Erosionsschutzhecken gut versorgen. Für eine Kuh reichen die anfallenden Biomassen aber nicht aus.

Nun ist die Haltung von Kühen in Ruanda alte Tradition und auch ein soziales Statussymbol. Von alters her war der Brautpreis in Ruanda und auch umliegenden Ländern eine Kuh. Überall im Land hat die Kuhhaltung in den Landwirtschaftsbetrieben in den letzten Jahren zugenommen und sie führt zweifellos zu mehr Einkommen und Wertschöpfung in Kleinbetrieben. Der Absatz von Milch und die Ertragssteigerungen der Feldkulturen durch Mistdüngung sind die großen Stärken dieser integrierten Mischbetriebe. Die Bäuer:innen sollen von diesen Entwicklungen daher nicht ausgeschlossen sein.

Die erwähnte Herausforderung ist allen Beteiligten bewusst, und FÖLT hätte ein solches Projekt auch nicht in Angriff genommen, wenn wir nicht starke Partner mit im Team hätten.

Emmanuel Hategekimana, den viele schon aus unseren Berichten kennen, hat wieder die Projektleitung und Gesamtverantwortung vor Ort inne. Unterstützt wird er von Dr. Joseph Mvukiyumwami, der die Ökologie der Agrarsysteme in Ruanda wie kaum ein Zweiter kennt und auch im FÖLT-Jahresbericht 2019 einen Artikel veröffentlicht hat. Er begleitet und berät die beteiligten Betriebe und beobachtet, an welchen Stellen ökologische Konflikte, Übernutzung und Degradierung auftreten.

Ein Haushalt, der eine Jungkuh auf Kreditbasis erhalten hat

Konkret haben wir zunächst ein – auch vom Volumen – kleines Projekt für den Zeitraum von eineinhalb Jahren angesetzt, Es sind 70 Familienbetriebe beteiligt – die meisten, wie bei Nyaramilino üblich, geführt von alleinstehenden Frauen. Jeweils zehn Haushalte sind wieder in Basisgruppen („Itsindas“) zusammengeschlossen. Der Zusammenschluss in Gruppen soll u. a. auch solchen Familien den Zugang zum Projekt ermöglichen, die aus eigenen Kräften für die Versorgung und Pflege einer Kuh keine ausreichenden Ressourcen haben. Die Familien erhalten die Kühe über einen über Nyaramilino abgewickelten Kredit. Die Itsindas sind für die Verwaltung der Gelder ihrer Mitglieder verantwortlich. Die Rückzahlungszeit für Kühe beträgt drei Jahre, die Zahlungen erfolgen kontinuierlich über die von den Itsindas angelegten Sparbücher.

Die beteiligten Betriebe gestalten ihre Betriebe nach dem Ecofarming-Konzept in Mischkulturen und pflanzen Agroforstbäume (insgesamt geplant sind 12.000, darunter auch Obstbäume) sowie Hecken und Grasreihen (mit insgesamt 70 km Länge) zum Erosionsschutz und zur Futterproduktion an. Das Projekt beinhaltet neben der regelmäßigen Beratung und Schulung auch den Unterhalt von Baumschulen zur Anzucht der Bäume.

Junge Grevillea, angepflanzt auf steinigem Boden

Die erfolgreiche Durchführung eines solchen Projektes ist in dem vom Klimawandel inzwischen stark betroffenen Ruanda eine echte Herausforderung. Bereits die erste von zwei jährlichen Regenzeiten nach Projektstart fiel im Projektgebiet nur spärlich aus. Dadurch fiel nicht nur die Bohnenernte wesentlich geringer aus, sondern auch die für das Ecofarming und den Erosionsschutz so wichtigen Baum- und Buschanpflanzungen litten an vielen Stellen stark oder sind nicht angegangen.

Hier zeigt sich die Wichtigkeit des langfristigen Denkens und Agierens von Nyramilimo und FÖLT. Die Baumschulen arbeiten auf Hochtouren, um zusätzliche widerstandsfähige Setzlinge bereitzustellen und die zusätzlichen Hecken und Bäume erneut zu pflanzen. Teure Investitionen, wie die in weitere Kühe, werden etwas nach hinten geschoben, die Budgetstreckung erlaubt voraussichtlich die Verlängerung des Projektes.

Tragfähigkeits- und Erfolgsbetrachtungen müssen in Ruanda, wie anderswo in den Tropen, in anderen Zyklen gedacht werden, als in Nationen, die mit künstlicher Bewässerung, Pestiziden und künstlicher Düngung hochindustrialisiert Landwirtschaft betreiben. Wir werden wahrscheinlich mit unseren Partnern in Ruanda schon über weitere Ecofarming-Projekte und Ausweitung der Anzahl geförderter Familien diskutieren, bevor wir dieses Projekt mit den Kühen final abschließen und bewerten können.