Hilfe für Bauern im Senegal

Landwirtschaftsprojekte im Senegal

Projekt Frauengarten

Die Frauengruppe von Kandiadiou lässt nicht mehr ihr Gemüse aus der Hauptstadt kommen

Die Casamance, der südlichste Teil von Senegal, ist von seiner Natur her mit Wald und Wasser sehr begünstigt im Vergleich zu dem grossen nördlicheren Teil, der viel trockener und kahler ist. Aber was findet die Hausfrau auf dem Markt? Gemüse aus den Niayes, der Gemüsebauregion nahe Dakar, verseucht mit Pestiziden, durch einen ganzen Tag Transport verwelkt und zu überhöhten Händlerpreisen.

Eine Gruppe von 300 Frauen aus dem Dorf Kandiadiou hat vor einigen Jahren bereits einen grossen Gemeinschaftsgarten angelegt. Eine Animatorin der grossen alten Bauernorganisation AJAC, die selber Biobäuerin ist, hat ihnen bei der Organisation geholfen und Grundtechniken des Biolandbaus vermittelt. Der traditionelle Landbau dort ist sowieso sehr ökologisch und die Leute lieben keine Pestizide, die sonst in Senegal für Gärtner obligatorisch sind. Ökologische Techniken z.B. zur Steigerung der Bodenfruchtbarkeit und Biologischen Schädlingsabwehr sind jedoch verbesserbar.

Die freilaufenden Kühe haben vor vier Jahren den Zaun eingerisssen (in der gelbbraunen Landschaft der Trockenzeit sahen sie dort saftiges Grün!), danach war kein Gartenbau mehr möglich, der Garten wurde verwüstet, die Frauen haben resigniert.

Dieses Jahr haben sie sich zusammengesetzt und beschlossen, das Projekt wieder aufzunehmen. Die Situation, für das tägliche Mittagessen verseuchten Kohl aus 600 km Entfernung teuer zu kaufen, ist zu unsinnig, sowohl ökonomisch als auch für die Gesundheit der Familien, darüber sind sie sich bewusst.

Die Frauen wollen arbeiten, auch einige Männer wollen mitmachen. Ein gewisses Knowhow ist da, das Terrain von 3 ha und sogar ein Brunnen. Was fehlt ist ein solider neuer Zaun, nach Möglichkeit ein zweiter Brunnen, Gartenwerkzeuge (Spaten, Rechen, Giesskannen usw.) und eine Pumpe, um das Wasser aus dem tiefen Brunnen zu fördern. Und evtl. Unterstützung bei der Vermarktung (Transport). Francisca Diouf, die kompetente Animatorin, ist bereit, die Initiative fachlich und organisatorisch zu begleiten.

Verkaufsmöglichkeiten bieten die Tagesmärkte, die Wochenmärkte, Hotels und Gaststätten. Die Kundinnen wissen, dass biologisches Gemüse wohlschmeckender und gesünder ist und sich länger hält. Die Gemeinde ermutigt die Initiative.

Die Frauen werden für die Familie gesundes Gemüse und für ihr Budget eine Einnahmequelle haben. Sie werden damit ihrer Autonomie einen Schritt näher kommen. Einige junge Leute werden nicht in die Stadt auswandern. Das Potential und das Selbstbewusstsein der Frauen wird gestärkt und inspiriert andere Initiativen. Die Umwelt wird geschont.

Inzwischen haben sie ihre 3 ha ganz neu eingezäunt, es fehlt noch eine Seite, und einen zweiten Brunnen und Gartenwerkzeuge. Auch 27 Männer arbeiten mit, anstatt sich in den Städten als Nachtwächter zu verdingen. Momentan sind viele Frauen noch in der Reisernte beschäftigt, aber sie haben schon Saatbeete am Haus angelegt. Francisca Diouf wird eine Auffrischungsfortbildung machen. Sie werden auch wo möglich ihr eigenes Saatgut produzieren, Francisca ist im Saatgutnetzwerk ASPSP. – Es ist jetzt der Moment zu säen und den Zaun zu vervollständigen, bald werden die Kühe freigelassen. Die Frauen setzen grosse Hoffnung in diesen Garten, er wird ihre wichtigste Einkommensquelle sein.

Aktuelle Informationen bekommen Sie hier.

Adresse ; Francisca Diouf, Medina Wandifa (région Sédhiou), tel. 00221 77 418 10 69

Kontakt auch : Almut Hahn, BP 645 Thiès, Sénégal, Tel 00221 77 615 24 39, mail hahnalmut@yahoo.fr

oder D-69121 Heidelberg, Tel. 0049 6221 472905, Handy 0160 9235 9816

Projekt Consommer local

Mit der Kolonisation und den heutigen weltweiten, z.T. subventionierten Handelsbeziehungen haben sich die Ernährungsgewohnheiten in Senegal sehr verändert. Morgens isst man Weissbrot mit Nescafé, mittags polierten 10 Jahre alten Bruchreis aus Thailand mit europäischen und einigen wenigen afrikanischen Gemüsen und reichlich Maggiwürfeln, abends allenfalls den traditionellen Hirsekuskus und oft auch Reis. Früher assen die Väter und Grossväter der heutigen Generation morgens, mittags und abends Hirsegerichte mit würzigen Sossen aus mineralstoff- und vitaminreichen Blattgemüsen. „Ihr habt morgens couscous gegessen und bis mittag durchgehalten. Uns gebt ihr Weissbrot und um 10h haben wir schon keine Kraft mehr“, sagt ein junger Bauer zu den Älteren.

Auch bei den Getränken machen Coca cola und Fanta, gestützt durch aufwendige Reklame, den köstlichen vitaminreichen afrikanischen Säften (bissap, ditakh, tamarin, Baobabsaft, Ingwer) starke Konkurrenz.

Gleichzeitig treten gewisse „moderne“ Krankheiten vermehrt auf : vor allem Bluthochdruck, Leberkrebs, Diabetes, Karies… Der Pharmaindustrie und den Zahnärzten geht es gut.

Natürlich gibt es Gegenstimmen. Die deutsche Botschaft hat die Abschlussklasse der Journalistenschule Initiativen zum „Consommer local“ beschreiben lassen. Consommer local, lokale Produkte konsumieren, bedeutet :

  • Die Produkte der Familienfarmen fördern,
  • die Produzenten und Produzentinnen unterstützen,
  • Einkommen für die Frauen die verarbeiten,
  • die eigenen Ressourcen nutzen
  • eine Arbeit die Bewusstsein weckt, informiert und sensibilisiert,
  • die eigenen Werte erkennen, Nährwerte, kulturelle Werte,
  • Mitaufbau eines Netzwerks für lokale Produkte,
  • Untertützung der lokalen Ökonomie.
  • Ist ausserdem auch gesünder als französisches Weissbrot und Nescafé.

„Consommer local“ hat eine starke kulturelle Komponente : die eigenen Werte schätzen und nicht nur das Fremde, Importierte. Und die ökonomische, die eigenen Ressourcen zu nutzen. Es heisst dass die Menschen weitgehend von ihrer umgebenden Natur leben können.

Am Centre Mamou in Kaolack, einer grossen Handelsstadt im Innern Senegals, hat sich das Netzwerk SyPAAL : Synergies pour Produits Agricoles, Alimentaires Locaux gebildet mit einigen Gruppen, die zu diesen Zielen arbeiten. Die Verarbeitung der Hirse mit Mörser und Stössel, die den Landfrauen geläufig ist, ist in der Stadt schwierig, drum gehen die städtischen Haushalte immer mehr zum importierten Reis über. Adjiratou Souba Ndiaye ist eine erfahrene Animatorin, die über 20 Jahre mit einer grossen Frauenorganisation gearbeitet hat. Mit einer Gruppe Frauen hat sie begonnen, Hirse bei den Bauern in Säcken zu kaufen und für das städtische Publikum in Familienportionen von Kuskus, Arraw, Thiakry (=“Müsli“) und Hirsegries zu transformieren. Adji hat eine Ausbildung am ITA, dem nationalen Institut de Technologie Alimentaire gemacht zur Herstellung von Essig. Das ITA bietet ihr jetzt an, sich zur Milchverarbeitung ausbilden zu lassen, und somit den Städtern frische Milch und den Viehhaltern in und um die Stadt Einkommen zu bieten, als Alternative zur allgegenwärigen Trockenmilch von Nestle.

Das Netzwerk hat als Ziel, in der Stadt und auf dem Land Familien zu Einkommen zu verhelfen durch die Produktion, die Verarbeitung und die Vermarktung von gesunden Nahrungsmitteln und Produkten aus der familiären Landwirtschaft, und den Konsum der einheimischen Produkte zu fördern.

Im Moment sind sie auf drei Ebenen organisiert : in der Stadt 6 Frauen mit Adji, die Getreide verarbeiten und Säfte herstellen. In anderen Stadtvierteln arbeiten sie zusammen mit den Frauen, die Hirsebrei und Krapfen verkaufen. Diese Frauen arbeiten meistens allein, und die Organisation im Netzwerk kann ihnen sehr helfen, die Bedingungen und die Qualität ihrer Arbeit zu verbessern. Auf dem Land in der Umgebung von Kaolack (Paoskoto) umfasst das Netzwerk momentan 8 Frauen, Präsidentinnen von Frauengruppen (8 Gruppen, 334 Mitglieder), die Erdnüsse anbauen und u.a. Erdnusspaste liefern werden.

Die Vermarktung wird keine Schwierigkeiten bieten. Ein kleines Ladenlokal in bester Lage am zentralen Markt von Kaolack steht zur Verfügung.

In Zusammenarbeit mit den verarbeitenden Teams anderer Bauernorganisationen (z.B. AAJAC), können weitere interessante Produkte aus lokaler Familienlandwirtschaft (z.B. Sesam, fonio) dem städtischen Publikum zugängich gemacht werden

Die oben genannten 15 Frauen haben im kleinen Rahmen bereits bei sich zu Hause oder bei Adji mit der Verarbeitung und erster Vermarktung begonnen. Ihr persönliches Anfangskapital ist jedoch minimal.

Um dieses Projekt in die Tat umzusetzen, um ihre Familien damit wirklich unterstützen zu können und der Initiative einen weiteren kulturellen Wirkungskreis zu bieten, braucht die Gruppe

  • ein Arbeitslokal für die Verarbeitung,
  • Werkzeuge, u.a. eine kleine elektrische Mühle,
  • Einen ersten Stock von zu verarbeitenden Produkten,
  • Verpackungsmaterial,
  • Einen kleinen fonds de roulement für den Anfang,
  • Aktivitäten und Material zur Information des Publikums – (Flugblätter, Radiosendungen – darum wird sich der engagierte Freundeskreis kümmern).

Jetzt nach der Ernte ist besonders der erste Stock von zu verarbeitenden Produkten aktuell, Hirse, Mais, Erdnüsse, Bohnen, solange die Preise noch erschwinglich sind. (1000 Euros können den Anfangsstock, eine Sicherheitsreserve, Verpackungen und einen kleinen Fonds de roulement absichern und dem Projekt den Schwung zum Start geben. ).

Adresse : Mme Adjiratou Souba Ndiaye Fall, BP 257 Kaolack, Senegal,
tél. 00221 77 436 00 43

Kontakt auch : Almut Hahn, BP 645 Thiès, Sénégal, tel. 0022133 951 53 36,
Handy 00221 77 615 24 39

oder Mühltalstr. 12, D-69121 Heidelberg, tel. 06221 47 29 05,  hahnalmut@gmail.com